Der Giebichenstein

Im Waldgebiet Krähe unweit des Stöckser Sees gelegen ist er neben dem Findling in Tonnenheide (NRW) der größte Findling in Norddeutschland: Mit seinen geschätzten 330 t Gewicht und Ausmaßen von 7,5 m Länge, 4,5 m Breite und 3,7 m Höhe (davon ein Meter im Boden) ist der Giebichenstein in Stöckse ein beeindruckender Landschaftsbestandteil. Mit der vorletzten Eiszeit vor etwa 200.000 Jahren wurde er von Skandinavien aus nach Süden geschoben und blieb schließlich in der „Krähe“ liegen, einem Waldgebiet zwischen Stöckse und der Kreisstadt Nienburg/Weser.

Wie viele Naturdenkmäler, so hat auch der Giebichenstein die Menschen seit Jahrtausenden fasziniert. Das lässt sich nicht nur an dem Großsteingrab in direkter Nachbarschaft des Granitfelsens ermessen, sondern auch an den Sagen, die sich um den Stein ranken. Derer gibt es im Fall des Findlings in Stöckse gleich mehrere. Meist drehen sie sich um Riesen und Zwerge. Ihre Entstehung ist wohl der heidnischen Götterverehrung der alten Germanen in heiligen Hainen zu verdanken, und auch am Giebichenstein wird ein solcher Götterhain gelegen haben. Die Sagen gehören damit zu den ältesten ihrer Gattung. Wie die Stöckser Chronik berichtet, konnten die älteren Stöckser davon noch nach 1900 erzählen, bevor die Geschichten aufgeschrieben wurden.

Seinen Namen hat der Stein einer Sage nach von dem gütigen Zwergenkönig Giebich, der im Wald am Giebichenstein seine Höhle hatte. Er verfügte über geheime Kräfte, mit denen er die Menschen an der Krähe, die Wölper und Stöckser, beschützte. Diese Kräfte spielen auch eine entscheidende Rolle in der wohl bekanntesten Sage um den Giebichenstein, die auf etwas phantastischere Weise erklärt, wie der Stein in die Krähe gelangte. Danach soll früher im Grinderwald nahe der Nachbargemeinde Linsburg der Riese Hans Loh gewohnt haben, der eines Tages seinen Bruder in Hämelsee hinter Heemsen besuchte. Auf der Rückreise wollte er in Wölpe einkehren, wo bereits Christen wohnten. Diese aber waren unfreundlich zu dem alten Heiden und wiesen ihn ab. „Das sollt ihr mir büßen”, sprach der Riese zornig und sann auf dem Weg durch die Krähe nach Hause darüber nach, wie er es den Wölpern heimzahlen könnte. In der Nähe seiner Wohnung im Grinderwald sah er schließlich ein Menge großer Steine. Den größten und schwersten davon packte er, schleuderte ihn mit Riesengewalt gen Wölpe und rief dabei:
Flüg hoch, flüg siet,
flüg öbern Stöckser Diek,
flüg annen Wölper Klocktorm!
Der gewaltige Granitblock sauste durch die Luft, verfolgt von den Blicken des Riesen. Zwergenkönig Giebich jedoch hatte Hans Lohs Rachepläne und dessen böse Worte gehört. Mit seiner geheimnisvollen Kraft lenkte er den Stein vom Kurs ab und zwang ihn zur Erde nieder. Vor ihm in der Krähe sauste der Steinblock mit solcher Gewalt hernieder, dass er sich tief in die Erde eingrub und nur der obere Teil sichtbar blieb. Dort liegt er noch heute.

 

Der Giebichenstein ist als großer Findling sagenumwoben (Fotos: ok, spr).

 

 

 

 

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